Das Spiel mit der Furcht

In diesem Text möchte ich die Heuristik der Furcht mit dem Internet auf die Prüfung stellen und einige Gedanken dazu weiter geben.
Die Heuristik der Furcht geht davon aus, dass der Mensch die Furcht benötigt um das wahre Menschenbild zu erfahren – und somit weitergedacht was schützenswert ist. Dabei gibt es für mich mehrere zu diskutierende Annahmen.

1) Die Reduktion der emotionalen, empathischen Wahrnehmung auf die Furcht:

Dies ist eine negative Logik und zieht die Trennung in der Kausalität dort wo uns der Verlust jener bewusst wird. Um etwas zu Verlieren muss es aber schon existent sein. Wie wird also die Wirkkraft des Schaffenden erklärt, welche auch enorm war, ist und sein wird? Weiters geht der Mensch auch erhebliche Risiken für positive Gefühle wie Freude und Liebe ein und entwickelt dadurch ebenfalls seine Wirkkraft.

2) Fehlverhalten im Einschätzen von Risiken:

Geringe Risiken werden im Allgemeinen überschätzt, hohe Risiken hingegen unterschätzt. (Zweifel/Eisen, 2003, S. 40.) Dies ist ein Fehler in unserer Wahrnehmung und Verarbeitung jener, welche uns aber das Genießen des Lebens ermöglicht. Somit eine weitere Grenze der Prognosefähigkeit und des Diskurses, welche bedacht werden muss.

3) Das politische Spiel mit der Furcht

Als dritten Punkt ein Sonderfall der Einschätzung von Furcht, jener von den MachtinhaberInnen. Hier vorhandene Eigeninteressen jener entfalten nämlich eine viel breitere Wirkmacht als jene von Individuen. Dazu ein kleines Gedankenexperiment: Hätten die MachtinhaberInnen das Internet in der aktuellen Ausprägung zugelassen, wenn sie gewusst hätten, wie sich das Internet entwickeln wird? Eine Fragestellung, welche die Verantwortungsethik von Jonas mit dem aktuellen politischen System stark heraus fordert. Bei der Frage um Macht in den modernen Gesellschaften geht es oftmals darum die Möglichkeiten des Diskurses zu beeinflussen und bestimmen. Welche Angst ist gerade relevant? Was ist gegen das Angst erzeugende tun?

4) Die sozialen Prozesse der Furcht:

Furcht funktioniert zumeist auf emotionaler und nicht auf sachlicher Ebene. Somit ist eine Fokussierung auf die Furcht mit aufklärerischen Perspektive mit großen Bedenken verbunden. Ein weiterer negativer Effekt ist, dass eine Heuristik der Furcht sich die ganze Zeit auf Angst fokussiert und somit zu einer Konstruktion und Reproduktion von jener führt. Und nicht zuletzt sein angeführt, dass die Prognose, ob uns das Internet hilft oder unsere Existenz bedroht, auch heute, wie zu Zeiten der Gründung, nicht beantwortbar ist.

Persönliche Meinung

Für mich ist im Sinne der kantianischen Ethik das Individuum im Jetzt im Zentrum, das sowohl Vergangenheit wie auch Zukunft in sich birgt. Somit sind gelebte Werte als notwendiger Rahmen einer Gesellschaft, welche mit komplexen Fragestellungen und einer enormen Wirkkraft konfrontiert ist, der zentrale Ansatzpunkt. Jede Aktion welche auf uns zurück wirkt hat immer auch eine Interpretation auf Seiten des Rezipienten und die Wahl des Umgangs mit der Information zur Folge. Dort sollte man als erstes Ansetzen. Diese darf aber nicht die Zukunft für das Jetzt opfern, wie Jonas immer wieder betont, was die Begründung der Zeit und Raum umfassenden Verantwortungsethik darstellt.
Mir gefällt im Zuge der Verantwortungsethik der Begriff Demut besser als Furcht, da mir Furcht zu irrational, zu pathetisch besetzt und daher für den Diskurs nicht gut geeignet scheint.

Aufgabe

Eine Seite zu den Seiten 61-69 aus dem Buch „Das Prinzip Verantwortung“ von Hans Jonas oder zu den letzten beiden VO Einheiten verfassen. Themenwahl steht frei.

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