Angst befüllt das Vakuum und verdrängt das Neue

In diesem Text möchte ich auf die Aussage „Die gesellschaftliche Wirklichkeit geht abseits davon ihre eigenen Wege.“ (Gehlen 1957, S. 34) eingehen, der in Bezug auf das Auseinanderdriften der traditionellen und progressiven kulturellen Strömungen im Kontext der Wissenschaft artikuliert wurde. Die Fragmentierung der Gesellschaft stimuliert all zu schnell Ängste und Dystopien – langsam dahin schleichende und für einzelne zumeist nicht beeinflussbare Prozesse werden gerne missbraucht um das Ende der aktuellen Ordnung fatal an die Wand zu malen. Nicht das die Fragmentierung keine neue Ordnung hervor bringen könnte, doch der logische Schluss, dass die aktuelle Ordnung besser sei als die mögliche zukünftige ist hier oft das Problem, und darauf möchte ich kurz eingehen.

Auf der einen Seite taucht Wissenschaft immer tiefer in ihre Wissensbereiche ein. Das obliegt dem Sinn und Zweck von Wissenschaft, zieht aber negative Folgen nach sich. Viele Menschen können dem Getanen nicht mehr Folgen und durch fehlende Transparenz und Nachvollziehbarkeit wird gezielte Einflussnahme ermöglicht. Beides führt zu Misstrauen und Desinteresse, und weiter gedacht vielleicht sogar zur Infragestellung des Zweckes von Wissenschaft.

Auf der anderen Seite ist Wissenschaft heutzutage so präsent wie nie zuvor. Bereits in Grundschulen wird Physik und Chemie gelehrt, tagelang wird über das Higgs Boson oder dem Sprung aus der Stratosphäre Bericht erstattet und unser Lebensalltag ist durchdrungen von hochtechnischen Gerätschaften – alles Erscheinungen die irgendwie Wissenschaft in sich trägt und somit in die Köpfe der Menschen bringt.

Doch wie gelingt es, die Gefahren zu minimieren und die Chancen zu nutzen in einem sich stetig verändernden Umfeld? Hier nur ein paar Gedanken kurz angedacht: Es macht sich immer gut, sich zu Beginn ernsthaft und geduldig der Frage nach dem Sinn und Zweck von etwas, in diesem Fall der Wissenschaft, stellen. Weiters sollte sich Wissenschaft auf allen Ebenen öffnen um Vertrauen aufzubauen und um Teilhabe zu ermöglichen. Dies ist sowohl für die Gesellschaft wie auch für die WissenschaftlerInnen von Vorteil und bildet die Grundlage für viele weitere Schritte. Wissenschaftliches Arbeiten und deren Ergebnisse (auch die negativen!) sollen in andere Sprachsysteme übersetzt und kommuniziert werden. In verschiedene Kulturräume reinzugehen, sich dem gesellschaftlichen Diskurs zu stellen und dadurch auch sich selber wieder bewusst zu werden können hier Wege sein.

Idealistisch gedacht: Egal ob in Schulen, in Fernsehserien oder in Kulturvereinen, es muss ständig zwischen Wissenschaft und Gesellschaft übersetzt und diskutiert werden. Pragmatisch gedacht muss dies in Abwägung mit den vorhandenen Ressourcen und Möglichkeiten umgesetzt werden.

Und zuletzt drei für mich wichtige Punkte: 1) Der Wissenschaft keine Fähigkeiten zuschreiben die sie nicht erfüllen kann, 2) Raum für andere Denksysteme frei halten und die eigene Wirkkraft fokussieren und 3) eine gewisse Gelassenheit bei all zu wilden Prognosen gegenüber der Zukunft entwickeln.

Literaturverzeichnis

Gehlen, Arnold: Die Seele im technischen Zeitalter, 1957. Rowohlt Hamburg

Aufgabenstellung

Eine Seite über die Kapitel 1 und 2 aus „Die Seele im technischen Zeitalter“ von Arnold Gehlen verfassen.

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