Category Archives: VO Einführung in die Technikphilosophie

No Neutral Ground in a Burning World

Beim 30. Chaos Computer Congress hielten Quinn Norton und Eleanor Saitta einen Talk über das Zusammenspiel von Technologie und Gesellschaft, insbesondere dem Staat. Dabei wurden einige Punkte aus Diskussionen der Lehrveranstaltung angesprochen und interessante Perspektiven aufgezeigt.

Surveillance is neither good nor bad; nor is it neutral.

–Quinn Norton and Eleanor Saitta

Echtes, permanentes, menschliches Leben

Was bedeutet „echtes, permanentes, menschliches Leben“? Diese Idee ist eng mit den gesellschaftlichen und natürlichen Gegebenheiten verknüpft in denen sich dieses entfalten kann. Kann es dafür einen allgemein gültigen Begriff geben? Nein, es kann lediglich in einem demokratischen Prozess darüber diskutiert und entschieden werden.

Zuerst muss, um sich mit der Wirklichkeit über den zeitnahen Raum hinaus zu beschäftigen der Raum für Gedanken außerhalb des Überlebens ermöglicht werden. Wer für morgen nichts zum Essen im Kühlschrank hat oder nicht weiß wo er nächste Nacht ein Dach findet hat zwar nicht wirklich große Auswirkungen auf seine Umwelt, aber wird sich eben immer mit anderen vergleichen und fragen, ob dies echtes Leben ist. Diese existenzielle Grundanforderung nach einem Ort zum Leben, etwas zu Essen und Trinken sind der erste Schritt, um in Freiheit zu leben und Teil einer demokratischen Gesellschaft zu sein. Weiter gedacht stellt sich die Frage nach der Möglichkeit um am sozialen Leben teil zu haben, was aber schon um einiges subjektiver ist. Beides könnte zum Beispiel mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen ermöglicht werden.
Die existenzielle Grundversorgung geht in einer modernen Gesellschaft mit den Grund- bzw. Menschenrechten einher, welche dies auf politischer Ebene sichern soll. Ohne dem Recht auf freie Meinungsäußerung können existenzielle Sicherungen verloren gehen, keinen gesamtgesellschaftlich representativen Anspruch erheben oder sich nicht den veränderten Verhältnissen anpassen. Welche Rechte einem zustehen hängt von der gesellschaftlichen Ordnung und den existenten Werten ab – zum Beispiel, ob das Individuum im Mittelpunkt steht oder der einzelne Mensch – und ist somit immer im Wandel und von Kultur zu Kultur unterschiedlich ausgeprägt.
Wie die existenzielle Grundversorgung und die Grundrechte umgesetzt werden sollen muss daher immer wieder diskutiert und an die Zeit angepasst werden. Beides sind Grundlagen einer demokratischen Gesellschaft, in der die Rechte der BürgerInnen und der Bürger gegenüber dem Staat gewahrt werden müssen und ermöglichen auch über den eigenen zeitlichen und räumlichen Horizont hinaus echtes Leben.

Für mich persönlich sind Grundversorgung und Grundrechte die wichtigsten Eckpfeiler einer freien, demokratischen Gesellschaft und haben auch einen starken Drang zur Allgemeingültigkeit, ohne diese für sich in Anspruch nehmen zu können oder zu müssen. Denn: Ob und wie die Freiheiten genutzt werden, ist jeder und jedem selbst überlassen.

Literaturverzeichnis

Jonas, Hans: Das Prinzip Verantwortung, 1979. Suhrkamp Taschenbuch Verlag

(Un-) Geschickt?!

Vorweg: Dies war ein Text mit dem ich mir sehr schwer tat, was sich auch nach wie vor in meinen Gedankengängen und Begriffen aus dem Werk wiederfindet. Es dauerte eine Weile, bis ich mich auf die Art und Weise wie Heidegger seine Gedanken mitteilt, eingelassen hatte. Aus diesem Problem heraus wird dieser Text mehr eine persönliche Replik auf die Rezeption des Textes selber sein und wie sich dessen Bedeutung für mich entwickelte, als ein sachliches Eingehen auf die Ideen von Heidegger.

Heidegger nutzt Sprache sehr unkonventionel. Er führt neue Begriffe ein oder verwendet bekannte Begriffe in einem neuen oder veränderten Kontext und lockert bzw. bricht damit diese auf. Dies ermöglicht das Neu-denken von Zusammenhängen und festgefahrene Strukturen von Sprache und Konzepten. Zusammen mit dem stetigen Wiederholen bestimmter Aussagen wird einem dies sogar regelrecht aufgezwungen. Genau dieser Zwang fordert einen erheblichen zeitlichen und denkerischen Aufwand ein, was dazu führt, dass Heideggers Ideen im Kopf bleiben und wirken, und zwar aus unterschiedlichsten Perspektiven heraus.

Dies hat aber auch einige Kehrseiten: der Text hat „weh“ getan, er war anstrengend und hat es bis jetzt noch nicht geschafft, ein klares Bild in meinem Kopf zu entwickeln, oder ein sicheres Gefühl dazu. Heideggers Gedanken sind oftmals nicht eindeutig oder verständlich, da sprachlich sehr eigen. Man muss sich in seine Sprachwelt hineinversetzen was einem das Interpretieren sehr schwer macht; und dadurch auch die Kritik. Vieles findet auf einer sehr abstrakten Ebene statt was eine intensive Beschäftigung mit den Begriffen und der Denkweise von Heidegger benötigt.

Dabei führt er einem in eine neue Welt, und das an sich ist schon interessant. Besonders der Begriff des Wesens, einer zentralen Idee im Existenzialismus, bietet kontroversielle Betrachtungen. Wer deutet darüber? Gibt es „das Wesen“? Warum braucht es etwas Objektives, Wesentliches? Was sagen uns diese Versuche einer absoluten Zuschreibung von Wirklichkeit über uns als Menschen? Sagt dies nicht oftmals mehr über das Subjekt als über das Objekt aus? Doch nichts desto trotz: die objektive Wirklichkeit scheint es da draußen für uns alle zu geben, und wieviel davon wir wahrnehmen und verstehen können ist eine Frage die man sich stetig stellen muss.

So stehen nach Heidegger viele Fragen im Raum, etwas das ihm sehr wichtig war. Wichtiger als leicht zu lesen zu sein oder sich anzupassen.

Literaturverzeichnis

Heidegger, Martin: Die Technik und die Kehre, 1962. Verlag Günther Neske Pfullingen

Angst befüllt das Vakuum und verdrängt das Neue

In diesem Text möchte ich auf die Aussage „Die gesellschaftliche Wirklichkeit geht abseits davon ihre eigenen Wege.“ (Gehlen 1957, S. 34) eingehen, der in Bezug auf das Auseinanderdriften der traditionellen und progressiven kulturellen Strömungen im Kontext der Wissenschaft artikuliert wurde. Die Fragmentierung der Gesellschaft stimuliert all zu schnell Ängste und Dystopien – langsam dahin schleichende und für einzelne zumeist nicht beeinflussbare Prozesse werden gerne missbraucht um das Ende der aktuellen Ordnung fatal an die Wand zu malen. Nicht das die Fragmentierung keine neue Ordnung hervor bringen könnte, doch der logische Schluss, dass die aktuelle Ordnung besser sei als die mögliche zukünftige ist hier oft das Problem, und darauf möchte ich kurz eingehen.

Auf der einen Seite taucht Wissenschaft immer tiefer in ihre Wissensbereiche ein. Das obliegt dem Sinn und Zweck von Wissenschaft, zieht aber negative Folgen nach sich. Viele Menschen können dem Getanen nicht mehr Folgen und durch fehlende Transparenz und Nachvollziehbarkeit wird gezielte Einflussnahme ermöglicht. Beides führt zu Misstrauen und Desinteresse, und weiter gedacht vielleicht sogar zur Infragestellung des Zweckes von Wissenschaft.

Auf der anderen Seite ist Wissenschaft heutzutage so präsent wie nie zuvor. Bereits in Grundschulen wird Physik und Chemie gelehrt, tagelang wird über das Higgs Boson oder dem Sprung aus der Stratosphäre Bericht erstattet und unser Lebensalltag ist durchdrungen von hochtechnischen Gerätschaften – alles Erscheinungen die irgendwie Wissenschaft in sich trägt und somit in die Köpfe der Menschen bringt.

Doch wie gelingt es, die Gefahren zu minimieren und die Chancen zu nutzen in einem sich stetig verändernden Umfeld? Hier nur ein paar Gedanken kurz angedacht: Es macht sich immer gut, sich zu Beginn ernsthaft und geduldig der Frage nach dem Sinn und Zweck von etwas, in diesem Fall der Wissenschaft, stellen. Weiters sollte sich Wissenschaft auf allen Ebenen öffnen um Vertrauen aufzubauen und um Teilhabe zu ermöglichen. Dies ist sowohl für die Gesellschaft wie auch für die WissenschaftlerInnen von Vorteil und bildet die Grundlage für viele weitere Schritte. Wissenschaftliches Arbeiten und deren Ergebnisse (auch die negativen!) sollen in andere Sprachsysteme übersetzt und kommuniziert werden. In verschiedene Kulturräume reinzugehen, sich dem gesellschaftlichen Diskurs zu stellen und dadurch auch sich selber wieder bewusst zu werden können hier Wege sein.

Idealistisch gedacht: Egal ob in Schulen, in Fernsehserien oder in Kulturvereinen, es muss ständig zwischen Wissenschaft und Gesellschaft übersetzt und diskutiert werden. Pragmatisch gedacht muss dies in Abwägung mit den vorhandenen Ressourcen und Möglichkeiten umgesetzt werden.

Und zuletzt drei für mich wichtige Punkte: 1) Der Wissenschaft keine Fähigkeiten zuschreiben die sie nicht erfüllen kann, 2) Raum für andere Denksysteme frei halten und die eigene Wirkkraft fokussieren und 3) eine gewisse Gelassenheit bei all zu wilden Prognosen gegenüber der Zukunft entwickeln.

Literaturverzeichnis

Gehlen, Arnold: Die Seele im technischen Zeitalter, 1957. Rowohlt Hamburg

Aufgabenstellung

Eine Seite über die Kapitel 1 und 2 aus „Die Seele im technischen Zeitalter“ von Arnold Gehlen verfassen.